Aller Anfang ist schwer

Neubergs Erste verliert in der ersten Runde der Oberliga knapp

Am 27.09.2025 (ja, ich bin sehr spät dran mit dem Bericht) fand in Oberursel die erste Runde der Oberliga Süd-West 2025/26 statt. Logischerweise spielten wir gegen unseren Reisepartner SV Oberursel. In der Vorsaison hatten wir dieses wichtige Duell mit 5:3 für uns entscheiden können, wobei Oberursel damals auch ersatzgeschwächt angetreten war.

Nun traten die Oberurseler mit Brett 1–7 und 9 an, sodass von ersatzgeschwächt keine Rede mehr sein kann. Aber auch wir waren motiviert angetreten, wussten wir doch, wie wichtig diese erste Runde schon sein könnte (möglicherweise steigen wieder relativ viele Mannschaften ab).

Dieses Mal verrate ich das Ergebnis direkt am Anfang, da der Wettkampf schon so lange her ist, dass ich es sowieso nicht mehr schaffen werde, im Artikel irgendeine Art von Spannung aufzubauen. Stattdessen setze ich auf nette Bildchen (von Schachfiguren) und einen etwas zu großen Anteil meiner eigenen Partie, die an der Niederlage nicht ganz unbeteiligt war.

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Wir sehen, Oberursel mit einem Elo-Schnitt von 2300 ging gegen uns mit Elo-Schnitt 2244 eher als Favorit in den Mannschaftskampf, aber das war uns ja sowieso egal.

Steigen wir mal in die Partien ein, nicht mehr in chronologischer (spannenderer) Reihenfolge:

Richard probierte gegen einen starken Gegner alles, kam aber nie in entscheidenden Vorteil. Eher hing die Stellung gegen Ende auch mal für einen Zug in der Luft.

Mit 12…g5!? hatte sein Gegner direkt klargemacht, dass er keine Punkte verschenken würde.

Christian überraschte seinen Gegner möglicherweise in der Eröffnung und bekam ein schnelles Schwarz-Remis, was für die Mannschaft natürlich eigentlich nützlich sein sollte.

Bei Adam brannte mal wieder das Brett (dieses Mal aber vergleichsweise wenig).

In der Diagrammstellung startete er mit 13.Lc3! eine Abwicklung, die nach 13…Sxf2 14.Se5! Sxd1 15.Txd1 0-0-0? 16.Sxf7 zum Rückgewinn der Qualität und einer sehr vielversprechenden Stellung führte. Es kam zur folgenden Stellung:

Nach 20.a3? Lc6 war vom weißen Vorteil allerdings nicht mehr viel übrig. Stattdessen hätte 20.b3! Adam gewinnbringenden Vorteil verschafft. Auf den ersten Blick ist das nicht ganz offensichtlich, aber die Idee scheint zu sein, die Deckung der Dame von c6 aufzuheben, sodass der Entlastungszug …Lc6 nicht mehr möglich ist. Dann kann Weiß ganz frech den Bauern h7 schnappen oder mit der Dame am Königsflügel eindringen.

Klaus-Jürgen an Brett 4 spielte eine ungewöhnliche Eröffnung, kam aber im Verlauf zu Ausgleich.

Hier wäre 26…Txb3 eine Möglichkeit gewesen, die Stellung im Gleichgewicht zu halten. Nach 27.axb3 a5 28.Ta1 Lb4 kann Weiß erst mal nicht eindringen. Nach stattdessen 26…a5?! 27.Tfb1 Txb3?! 28.Txb3 übernahm Weiß die Initiative. Es entstand ein Endspiel Springer vs. Läufer, welches die Deutsche Meisterin 2023 und Nationalspielerin souverän verwertete.

Christopher konnte mit einer souveränen Vorstellung den einzigen vollen Punkt für uns sichern. Bei ihm kam folgende Stellung aufs Brett:

Hier fand er das starke 19.g4! und nach …Dg6 20.Dxc6 +- ließ er sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.

Emils (also meine eigene) Partie war vermutlich taktisch ausnahmsweise die spannendste, aber auch die ärgerlichste, da sie noch verloren ging. Mein spielstarker Gegner wählte eine Eröffnung, die er sonst nicht spielte, bekam damit aber keinen Vorteil.

Im Gegenteil, nach einem ungenauen Damenausflug konnte ich die Initiative an mich reißen und in der Diagrammstellung mit 16…c5!! dem Springer das Feld c6 nehmen. Nun gibt Stockfish schon -4 (!), doch leider verlor ich zunehmend den Faden und gab die Stellung stückweise wieder aus der Hand. Weiß konnte das Endspiel dann doch noch souverän verwerten. Da ich für meine eigene Partie etwas mehr Zeit hatte, möchte ich trotzdem ein paar schöne Varianten vorstellen:

Ich spielte 18…Te8 (?), was an sich kein Fehler ist, aber es geht besser. Nach stattdessen 18…Db6! 19.a5 Dc5! stünde Schwarz recht eindeutig auf Gewinn, aber den Damentausch anzustreben, war bei so einer unpositionellen Stellung wohl zu unintuitiv.

20.Dxc5 dxc5 21.Sb3 Sxe3 22.Txe3 c4 -+

Alternativ entstünde nach 18…Sxe3 19.Txe3 Te8! 20.Td3 a5! 21.Dd2 b4 -+ eine bildschöne Stellung:

Zu guter Letzt noch meine Lieblingsvariante der Partie:

Nach 19…Txe1+? schmolz der schwarze Vorteil zunehmend dahin. Nach stattdessen 19…Db6! gibt es aber die schöne Idee 20.a5 Dxd4!! 21.Lxd4 Lxd4+ 22.Kg2 Txe1 23.Dxe1 Se3+ -+, wonach Schwarz die Dame mit Zinsen zurückgewinnt.

Hendriks Gegner glich mit Schwarz in einer Damenindisch-Struktur souverän aus. Am Ende kam es zu einer dreifachen Stellungswiederholung, wobei Schwarz mit …Tc2 sicherlich noch hätte kämpfen können:

Zum Schluss widmen wir uns Jens‘ Partie an Brett 8. Wenn ich mich richtig erinnere, kam er allerdings relativ bald in Zeitnot, und dann ging der erste Bauer flöten. Allerdings war nach einem übereilten Abtausch des weißen Fianchetto-Läufers gegen den schwarzen Springer e4 noch kurzzeitig eine Chance da:

Ein Zug wie 29…Dd5 hätte die Stellung trotz des Minusbauern ausgeglichen gehalten. Stattdessen entschied sich Jens für 29…Te2?, was nach 30.Dxd4 Te1+ 31.Kg2 Dxb4 32.Dxb4 Txd1 +- zwar noch einen längeren Kampf nach sich zog, allerdings schlussendlich keine Punkte für die Mannschaft mehr einbringen konnte.

Schade, so verloren wir also mit 3:5. Trotzdem ist noch alles drin. Besonders wichtig wird die nächste Doppelrunde (bereits nächstes Wochenende am 15./16.11.) in Mainz gegen Mainz und Worms sein, da hier bis zu vier Mannschaftspunkte möglich sind, die uns schon mal etwas Puffer geben würden.