Die Februardoppelrunde führte uns entlang der südhessischen Bergstraße nach Mörlenbach. Die Paarungen versprachen ein spannendes Wettkampfwochenende. Schlussendlich konnten wir mit einer starken Mannschaftsleistung weitere 3 Mannschaftspunkte aus dem Wettkampf mit nach Hause nehmen.
Im Nachfolgenden wieder ein kleiner schachlicher Einblick in spannende Momente der jeweiligen Wettkampftage.
Runde 5: Mörlenbach – Neuberg
Nach einem frühen Theoriesieg von Adam, zwei Remise von mir und Christian sowie einer Niederlage von Harald stand es eingangs der Zeitnotphase 2-2.
Die Zeitnotphase gestaltete sich überaus spannend mit teilweise sehr unübersichtlichen und komplizierten Stellungen. Nachfolgende Stellungen zeigen Ausschnitte aus der Zeitnotphase. Oft waren noch mehr als 10 Züge zu spielen, aber auf beiden Seiten ticket die Uhr und beide Spieler hatten nur noch ca. 10 Minuten plus Bonus für die verbleibenden Züge bis zur Zeitkontrolle.
Übersicht der noch 4 laufenden Partien vor der Zeitkontrolle




Richard hatte zwar einen Mehrbauern, aber Schwarz hat aktives Figurenspiel und Druck gegen den weißen Königsflügel.
Alexis Figuren stehen in der Diagrammstellung eher unharmonisch und ihm steht mit wenig Zeit eine schwierige Verteidigung bevor.
Christophers Gegner hatte einen Bauern für die Initiative geopfert und versuchte über die offenen Linien und die schwarzen Felder in die gegnerische Stellung einzudringen.
Jens hat zwei Bauern mehr, sieht sich aber einem aktiven schwarzen Turm und Läuferpaar gegenüber.
In Richards Partie übersah der Großmeister in der Diagrammstellung den schwer zu findenden Zug 31…La6! und setzte unterdessen fehlerhaft mit 31…Sxe4 fort. Allerdings blieb die Stellung weiterhin sehr unübersichtlich und auch Richard fand nicht die beste Fortsetzung in der Folge. Dennoch spielte Richard richtig stark und stellte seinem Gegner immer wieder neue Probleme. Zwischenzeitlich opferte er dann die Qualität um das schwarze Gegenspiel zu neutralisieren und seinerseits mit seinen Bauern am Damenflügel voranzuschreiten. Ausgangs der Partie erreichten beide Spieler folgende Stellung

Der weiße Bauer ist nicht mehr aufzuhalten. Schwarz versuchte mit 61…g5 noch technische Verwicklungen anzustreben, da Weiß mit dem “falschen” Läufer aufpassen muss, aber Richard behielt die Übersicht und konnte schlussendlich einen ganz wichtigen Sieg verbuchen.
Alexis musste wie befürchtet eine schwierige Stellung verteidigen und zum Glück verpasste sein Gegner in der Zeitnotphase mehrfach in deutlichen Vorteil zu gelangen. Kurz nach der Zeitkontrolle erreichten beide Spieler folgende Stellung:

Schwarz hat einen Bauern mehr und sollte beginnend mit 41…f6 oder 41…f5 auch recht bald seinen Mehrbauern verwerten können. Wie so oft kurz nach der Zeitnotphase unterlief ihm jedoch ein folgenschwerer Fehler und er zog unvorsichtig 41…Sc5+?
Alexis nutzte seine Chance und zog schnell 42. Lxc5 und nach dxc5 43.c4! kann Schwarz nicht seinen Mehrbauern im Bauernendspiel tatsächlich nicht verwerten. Am Ende konnten wir dadurch etwas glücklich einen weiteren halben Punkt verbuchen.
Verbleiben wir beim Thema glücklicher Verlauf und kehren zu Christophers Partie zurück. In der Diagrammstellung sollte Weiß bereits auf Gewinn stehen, da die schwarzen Figuren zu passiv sind. Jedoch lief Christophers Gegner die Zeit davon und er verpasste mehrfach die Möglichkeit in entscheidenden Vorteil zu kommen. Die letzte Möglichkeit um mindestens noch einen halben Punkt festzuhalten bot sich ihm in folgender Stellung

In der Partie folgte 46.Sg6+ was nach den Partiezügen 46…Txg6 47.De5 Dh2+!! verliert.
Remis hält hingegen das Schach auf der anderen Seite 46.Sc6+! Eine schöne Remisvariante, bei der beide Seiten einzige Züge finden müssen, lautet 46…Kd7 47.Td8+! Kc7 (nicht Kxc6??, da Weiß dann beginnend mit 48.Dc1+ sogar mattsetzen kann, denn die schwarzen Schwerfiguren am Brettrand können ihrem König nicht unterstützend zur Seite stehen). 48.De5+ Kb6! 49.Tb8+ Kxc6! 50.Tc8+ Kb5! 51.Tc5+ Ka4 52.b3+ Ka3 53.Txa5+ Kb2 54.De2+ mit Dauerschach.

Fehlt schlussendlich noch Jens Partie. In der Diagrammstellung aus der Einleitung weiter oben zog Jens 33.Sd3.
Stark wäre nun 33…Lc3! gewesen und die aktiven Figuren sollten Schwarz ausreichend Gegenspiel garantieren. Es folgte jedoch das natürliche 33…Lxd4, was sich jedoch als Fehler herausstellt, denn Jens hatte sehr genau gerechnet und erkannt, dass die Komplikationen nach 34.Sb4 zu seinen Gunsten enden.

Es folgte noch 34…Lxf2+, doch nach 35.Kh2 hängen Turm und Läufer und er selbst hat keinen guten Abzug des Läufers. Jens konnte in der Folge seinen Materialvorteil verwerten und Schlussendlich den vollen Punkt verbuchen.
Am Ende konnten siegten wir damit einigermaßen überraschend mit 5,5 – 2,5. Einmal mehr eine sehr starke Teamleistung!

Runde 6: Neuberg – Gernsheim
Tags darauf brachte uns Richard mit einem Start-Ziel Sieg früh 1-0 in Führung. Bereits nach 16 Zügen gab sich sein Gegner geschlagen, nachdem er in der Eröffnung früh fehlgegriffen hatte.
Auch Adam zeigte sich einmal mehr in blendender Form und konnte einen ungefährdeten Sieg einfahren.
An den anderen Brettern sollte es jedoch ein auf- und ab der Gefühle geben.
Emil, der bis hierhin noch ungeschlagen war, fand in nachfolgender Stellung nicht die richtige Fortsetzung, um sich zu verteidigen.

In der Partie folgte 33.Tcc2? Dxa3! und Schwarz gewann einen wichtigen Bauern und später auch die Partie.
Anstatt des Partiezuges hätte 33.De5 das Gleichgewicht gehalten.
Auch in meiner Partie lief es nicht besser. In der Diagrammstellung steht Schwarz eigentlich auf Gewinn. Mit wenigen Minuten auf der Uhr verlor ich jedoch komplett die Übersicht und leistete mir einen völligen Blackout, den ich im Nachhinein nicht erklären kann.

Anstatt 35…Sxc5 36.dxc5 Lxc5 37.b4 Ld6 38.Lxf6 Dxf6 mit Mehrbauer und Angriff folgte in der Partie 35…Txc5?! 36.dxc5 Dxd5?? 37.Lf6 und wenig später gab ich entnervt auf.
Aber auch die Gernsheimer revanchierten sich mit “Geschenken”. In der Partie Braun – Seifert, griff der Gernsheimer in der Diagrammstellung

Mit 29.Txa4? fehl. Christopher ließ sich natürlich nicht bitten und erspähte sofort 29….Te8! Die weiße Dame ist überlastet und kann nicht gleichzeitig Läufer und die Diagonale a7-g1 verteidigen.
Auch in Jens Partie sah es zwischenzeitlich nicht sonderlich gut für uns aus.

Weiß sollte mit seinen zwei Freibauern normalerweise nur noch technische Schwierigkeiten überwinden müssen, um die Partie zu gewinnen. Jedoch stellten sich diese technischen Probleme durchaus als herausfordernd dar und Jens schaffte es auch seinen Gegner immer wieder vor Probleme zu stellen. Nach bald 6 Stunden Spielzeit griff Jens Gegner dann final fehl und übersah eine Springergabel mit der Jens die beiden gefährlichen Freibauern aufhalten konnte.
Somit sicherte uns Jens am Ende das 4-4.
Damit befinden wir uns mit aktuell 7 Mannschaftspunkten in der oberen Tabellenhälfte und können weiterhin auf den Klassenerhalt hoffen.


– Hendrik Schaffer
Runde 8: Neuberg – Bad Emstal/Wolfhagen II
Die achte Runde sollte unser erstes Heimspiel werden. Mit dem Tabellenführer aus Wolfhagen stand für uns aber eine scheinbar nicht zu bewältigende Aufgabe an. Leider wurde die Runde von einem dramatischen Unglück überschattet, da drei Wolfhagener auf dem Hinweg einen schweren Unfall hatten. Deswegen traten unsere Gegner nur zu fünft an, setzten uns aber trotzdem in große Bedrängnis. Christophers starker Punkt sicherte uns ein unerwartetes, aber auch unschönes 4:4-Unentschieden, da wir lieber sportlich gepunktet hätten.
Wir wünschen den betroffenen Wolfhagenern natürlich eine gute Besserung und hoffen, dass sie keine langfristigen Schäden davontragen werden. Die Perlen vom Bodensee berichteten, es bestehe immerhin keine Lebensgefahr mehr.

– Emil Eull