Oberliga Ost B: Runden 4 & 5

Am 13.-14.01.2024 standen mit den Runden 4 und 5 zwei wegweisende Mannschaftskämpfe für uns an. 

Am Samstag konnten wir nach einem ereignisreichen Wettkampf gegen den SC Heusenstamm mit einem 4-4 einen weiteren Mannschaftspunkt verbuchen. Leider gerieten wir am Sonntag gegen den SV Hofheim II deutlich unter die Räder und mussten uns mit 1,5-6,5 geschlagen geben. 

Nachfolgend ein paar Einblicke und interessante Momente aus den beiden Wettkämpfen.

Wie eingangs erwähnt, war der Wettkampf gegen den SC Heusenstamm teilweise sehr ereignisreich mit einigen Auf und Abs. 

Richard zeigte, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte und erreichte früh ein ungefährdetes Remis gegen den polnischen GM Sadzikowski.

An Brett 2 musste sich Christian seinem Gegner GM Hagen Pötsch geschlagen geben, nachdem er ausgangs der Eröffnung eine starke Ablenkungs-Kombination übersehen hatte.

Poetsch, H. – Künstler, C., Weiß am Zug

Es folgte stark 25.La4! Und nach 25. … b5 26. Lxb5 gab Schwarz bereits auf, da er nach 26. … Lxb5 27. Sxf5 entweder mattgesetzt wird oder seine Dame verliert. 

An Brett 3 ging es zwischen Siar und IM Stefan Solonar teilweise drunter und drüber. Ausgangs der Eröffnung entstand eine unübersichtliche Stellung, in der Schwarz jedoch gute Angriffschancen gegen den weißen König erhalten hatte. 

Wahedi, A – Solonar, S., Stellung nach dem 32. Zug von Weiß 

Hier folgte anstatt z.B. 32. …Tg5 mit Vorteil für Schwarz stattdessen 32. …Tgg6?? Nach 33. Txh5 hatte Weiß auf einmal eine Figur mehr.

Siar verpasste es in der Folge den Sack zuzumachen und Schwarz kam noch einmal zu Gegenspiel. 

In dieser Stellung gewönne z.B. 50. Tb6. Stattdessen folgte jedoch 50.Lxh6?! Lh4. Schwarz gewinnt die Dame, allerdings sollte die Stellung auch danach noch für Weiß gewonnen sein. Doch wie so oft folgt auf einen Fehler auch schon bald der nächste und so übersah Siar einige Züge später eine kleine Kombination und verlor noch seinen Läufer. 

Hier folgte anstatt z.B. 56. Tc5 +- , 56. Ta5?? Nach 56. … Sxg5 kann der weiße Turm den Springer nicht schlagen, da sonst Df6+ auch noch den Turm gewinnen würde.

Nach diesem erneuten Schock erholte sich Siar jedoch wieder und konnte durch aktives Gegenspiel noch den halben Punkt retten.

Ungewöhnliche Stellungsbilder kamen auch in der Partie zwischen Christopher und Bernd Röschlau aufs Brett. Christopher sammelte in der Eröffnung fleißig Bauern ein, wohingegen sein Gegner auf Angriff und die bessere Koordination seiner Figuren spekulierte.

Stellung nach dem 23. Zug von Schwarz

Schwarz hat aktuell 4 (!) Bauern mehr und steht objektiv auf Gewinn. Jedoch ist es praktisch noch am Brett nicht ganz so einfach, insbesondere da die schwarzen Türme noch nicht im Spiel sind. Christopher ließ sich aber nichts anmerken und konnte in der Folge seine Figuren aktivieren und am Ende war er es, der den weißen König über das Brett jagte. Die Schlussstellung ist durchaus sehenswert.

Von den 4 Mehrbauern ist nur noch einer übriggeblieben, aber Weiß wird in der Mitte des Brettes mattgesetzt. 

Hervorzuheben ist natürlich auch Thorstens Rückkehr in die erste Mannschaft nach längerer Wettkampfpause. Angemerkt hat man es ihm kaum, und so stand er in beiden Partien wie zu besten Zeiten oft leicht besser und konnte ungefährdet um den vollen Punkt kämpfen. 

Stellung nach 29.Lxb5 in Overbeck,T. – Prudlo,S.

Hier übersahen beide Spieler, dass nach 29. … Lxa2?? 30.La6! eine Figur gewinnt. Stattdessen folgte 30.Lxc6?? und nach 30. … Ld5 31.La4 Tdc7 einigte man sich auf Remis.

Etwas glücklich kam Frank an Brett 8 zu seinem vollen Punkt. Ausgangs der Eröffnung entstand eine in etwa ausgeglichene Stellung und Frank versuchte alles um das Gleichgewicht zu stören. Sein Gegner verteidigte sich jedoch immer sehr gut, hatte aber am Ende Konditionsprobleme und griff in folgender Stellung folgenreich fehl.

Stellung nach 46…Sb4+ in Senatov, B. – Drill, F.

Weiß steht nach 47.Ka3 auf Gewinn, sein Gegner ließ sich jedoch nach 47.Kb1?? Dd3+ 48.Ka1 Dxb3 49.T4e3 Da2# mattsetzen. 

Am Sonntag gab es wie erwähnt leider deutlich weniger Lichtblicke. Dennoch zwei kurze Blitzlichter aus dem Wettkampf. 

Stellung nach dem 22. Zug in Kostiukova, L. – Schaffer, H.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir eine aussichtsreiche Stellung erspielt und objektiv steht Schwarz auf Grund der besseren Struktur und der drohenden Springergabel auf c2 fast schon auf Gewinn. Leider befand ich mich bereits in leichter Zeitnot und zeigte in der Folge Nerven. Anstatt in den nächsten Zügen wie geplant mit Sc2 fortzusetzen, sah ich Gespenster und verlor komplett den Faden. 

In der Diagrammstellung zog ich 22. … Sfd5?! (Besser wäre z.B. Kh7 gewesen, um prophylaktisch den König aus der Diagonalen a2-g8 zu ziehen). Es folgte 23.Se5? (besser ist f5!?) Lf5? (hier gewinnt Sc2 weiterhin die Qualität) 24.Ld2 Db6? (Immer noch ist Sc2 angesagt, aber ich war weiterhin Schachblind) 25.Le4 Dxd4? (wieder ging Sc2) 26.Lxf5 Txf5 27.Dg2 und inzwischen steht Weiß auf Gewinn, da die schwarzen Figuren zu weit vom Königsflügel entfernt sind. Mit wenigen Minuten auf der Uhr musste ich mich dann auch nach einigen wenigen weiteren Zügen geschlagen geben.

Eine weitere interessante Partie spielt Niklas an Brett 8. Aus einer Variante im russischen System der Grünfeldindischen Verteidigung entstand unten stehende Stellung mit der interessanten Materialverteilung von 3 Leichtfiguren für die Dame. Gefühlt sollte sich die Stellung etwas angenehmer mit Weiß spielen lassen, wenngleich die Stellungsbilder sehr ungewohnt bleiben.

Stellung aus Iwanziw, N. – Fish, J.

Niklas fand in der Folge nicht ganz die richtige Aufstellung seiner Leichtfiguren und erreichte am Ende ein remisliches Turmendspiel mit Minusbauer.

Iwanziw, N. – Fish, J. nach dem 50. Zug von Schwarz.

In dieser Stellung muss Weiß verhindern, dass Schwarz “ungestraft” mit seinem König über g4 ins weiße Lager einbricht. Dies ist am einfachsten mit 51. Tc4 möglich, aber auch 51.Tc7 oder 51.Tc8 mit der Idee auf Kg4 mit Th8 zu kontern halten remis. 

Niklas zog jedoch 51.Tc5+?? Nach 51. …Kg4 war die Stellung verloren. Es folgte 52.Tc4 f5 53.Tc6 Kh3! 54.Txg6 h5??(54. … Kg2 gewinnt) 55. Tg5?? (55.Kf1! hätte das Remis noch gesichert und den schwarzen Fehlgriff aus dem letzten Zug bestraft) Kg2 56.Txh5 Txf2+ 57.Ke1 Kxg3 58.Th8 Th2 59.h5 Kf3 60.h6 e3, 0-1 

Abschließend noch die aktuelle Tabelle:

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