Am Wochenende vom 18.-19.03.2023 fanden die letzten beiden Runden 9 und 10 in der 2. Bundesliga West statt. Wir waren einmal mehr zu Gast in Oberursel und spielten gegen Solingen II sowie Siegburg. 

Obwohl rechnerisch schon abgestiegen, war die Stimmung in der Mannschaft weiterhin gut. Niko reiste als frischgebackener Co-Sieger des Chessemy Open 2023 an, bei der er auch gleichzeitig seine dritte GM-Norm klarmachen konnte. Auch Siar und Alexis hatten zuvor am Chessemy Open teilgenommen und jeweils gute Ergebnisse erzielt. Schachlich also beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Schachwochenende. Leider hat es am Ende dann aber doch wieder nicht gereicht und wir mussten uns in beiden Mannschaftskämpfen geschlagen geben.

Am Samstag verloren wir 2,5-5,5 gegen die SG Solingen II. Zunächst hatte ich den Eindruck, dass der Mannschaftskampf recht gut für uns ausschaut, sowohl Richard als auch Adam hatten in ihren Partien aussichtsreiche Stellungen erreicht und bei den restlichen Brettern war weiterhin noch alles möglich. Niko hatte gegen IM Alexander Krastev früh in der Eröffnung das Brett angezündet und alle Brücken hinter sich abgebrochen, indem er mit Schwarz seine Bauern am Königsflügel nach vorne geworfen hatte. Alexander behielt jedoch die Übersicht und nutzte aus, dass Niko seine Entwicklung vernachlässigt hatte und sein König im Zentrum feststeckte. In der Folge konnte er Material und dann bald auch die Partie gewinnen und Niko musste leider seine erste Niederlage seit langer Zeit quittieren. 

Richard konnte seinen schon angesprochenen Vorteil gegen IM Jonas Roseneck verwerten und seine Partie kurz vor Ende der Zeitnotphase siegreich beenden. 

Melanie kam gegen IM Jörg Wegerle nicht gut aus der Eröffnung heraus und musste eine schwierige Stellung verteidigen. Sie versuchte noch die Stellung zu verkomplizieren und Gegenspiel zu erreichen, doch letztlich musste sie sich geschlagen geben. 

Siar konnte in einer Modevariante der Sizilianischen Verteidigung gegen IM Georg Halvax nach der Eröffnung einen Bauern gewinnen. Jedoch hatte Schwarz wohl immer ausreichende Aktivität um diesen geringen Materialnachteil zu kompensieren. Leider unterschätzte Siar diese Aktivität und wollte mit der Brechstange gewinnen. In der Folge überzog er seine Stellung und Schwarz konnte die Partie doch noch für sich entscheiden. 

Klaus-Jürgen geriet gegen IM Daniel Schlecht in seiner geliebten Holländischen Verteidigung schnell in eine schlechtere Stellung, in der er sich eigentlich nur verteidigen konnte. Lange Zeit wehrte er sich nach Kräften und sein Gegner verpasste mehrmals den frühen Knock-out. Doch schlussendlich verwertete der IM seinen Vorteil im Endspiel zum vollen Punkt.

Meine Partie gegen IM Markus Schäfer verlief etwas kurios, da mir in der Eröffnung ein Fingerfehler passierte und ich in einem Abspiel der Königsindischen Verteidigung den zweiten Zug vor dem ersten machte. Zu meinem Glück war dies dennoch spielbar. Zwar hätte Schwarz einen Bauern gewinnen können, aber ich hätte dafür viel Gegenspiel erhalten. Nach langem Überlegen entschied sich mein Gegner daher auch dagegen das Bauernopfer anzunehmen. Es ergab sich eine interessante Partie, wobei ich dann noch etwas perplex über meinen Eröffnungsfehler eventuell zu früh in ein remisliches Endspiel abwickelte. 

Adam hatte gegen IM Tatjana Kononenko ausgangs der Eröffnung wie bereits beschrieben eine sehr aussichtsreiche Stellung erspielt. Irgendwie verhedderte er sich aber im Variantengestrüpp und seine Gegnerin konnte sich befreien und in Vorteil kommen. Zu Adams Glück hatte sie jedoch schon sehr viel Zeit verbraucht und musste ca. 15 Züge mit wenigen Minuten auf der Uhr bis zur Zeitkontrolle spielen. Wie so oft passierte dann auch kurz vor dem 40. Zug der entscheidende Fehler und Adam gewann eine Qualität, welche er danach souverän zum vollen Punkt verwertete. 

An Brett 8 spielte Alexis gegen Oliver Kniest. Es entwickelte sich eine unübersichtliche Partie aus der Caro-Kann-Eröffnung heraus. Leider verfolgte Alexis in der Folge den falschen Plan und Schwarz erhielt einen sehr gefährlichen Angriff am Königsflügel, wohingegen Alexis als Weißer kein richtiges Gegenspiel kreieren konnte. Oliver verwerte seinen Angriffsvorteil dann auch souverän und konnte den vollen Punkt für Solingen verbuchen. 

Am Ende hieß es damit 2,5-5,5. Schade, denn auch in diesem Mannschaftskampf wäre mit ein bisschen mehr Glück vielleicht auch mehr drin gewesen. 

­Durch die etwas unglückliche Niederlage waren alle etwas geknickt und so war die Motivation in der finalen 10. Runde auch nicht mehr ganz so hoch. Da unser Gegner Siegburg gleichzeitig mit einem Sieg in der 9. Runde bereits den Klassenerhalt gesichert hatte, endeten einige Partien am Sonntag friedlich remis.

Allerdings wäre insbesondere in Siars und meiner Partie durchaus etwas drin gewesen. Siar übersah gegen GM Artem Omelia eine schöne Abwicklung mit einem zwischenzeitlichen Figurenopfer, welche ihm Vorteil verschafft hätte. Und auch ich hätte gegen IM Yevgeniy Roshka eine vorteilhafte Stellung erlangen können, sofern ich mich dazu durchgerungen hätte, meinen geliebten schwarzfeldrigen Fianchettoläufer gegen einen weißen Springer zu tauschen. 

Richard wurde von GM Vladimir Baklan in einer spanischen Partie im Mittelspiel in einer eher harmlos aussehenden Stellung mit einem starken weißen Bauernvorstoß überrascht. Nach einigen Komplikationen landeten die Kontrahenten in einem Endspiel, in dem Weiß Turm und zwei verbundene Freibauern gegen zwei Leichtfiguren hatte. Die Freibauern waren dann aber zu stark und Richard musste alsbald aufgeben.

Niko wollte seine gestrige Niederlage wieder gutmachen, überzog aber wohl seine Stellung gegen GM Alexander Kovchan und verlor am Ende leider nochmal. 

Zumindest Emil zeigte eine ganz starke Leistung und konnte auch bei seinem zweiten Einsatz in dieser Saison in der 2. Bundesliga den vollen Punkt erringen. Ausgangs der Englischen Eröffnung konnte er das typische Druckspiel am Damenflügel immer weiter ausbauen. Sein Gegner schaffte es daraufhin nicht, alle Drohungen zu parieren, und Emil konnte Material und schlussendlich die Partie gewinnen. Insgesamt war Emil mit 2 aus 2 damit einer der Topscorer der gesamten Mannschaft!

Abschlusstabelle

Am Ende wurden wir damit mit 2 aus 18 Mannschaftspunkten Tabellenvorletzter. Insgesamt hat uns diese Saison einfach das Quäntchen Glück gefehlt, den der ein oder andere Mannschaftskampf ging dann doch eher unglücklich verloren. Wir freuen uns aber auf die nächste Saison in der Oberliga, die voraussichtlich auch sehr stark besetzt sein wird.